«Ich wusste: jetzt zählt’s»
Elina Piesbergen über ihre junge Karriere als Pilotin bei SWISS
Das erste Mal schnupperte Elina Piesbergen aus Zürich Aviatik-Luft als Flight Attendant. Das war direkt nach der Matura. Schnell war ihr klar, dass sie lieber im Cockpit arbeiten wollte und so begann sie die Ausbildung zur Pilotin. Knapp vier Jahre später flog sie zum ersten Mal ein Passagierflugzeug, einen Airbus A320. Während ihrer Trainingsanfänge gab es immer wieder nervenaufreibende Momente.
Ihren ersten Soloflug absolvierte sie in Grenchen mit einer kleinen Propellermaschine. «Ich bekam die Take-Off-Clearance und war komplett alleine. Ich schob das Gas an und musste ins Ruder stehen. Mein Bein zitterte nur noch. Ich wusste: jetzt zählt’s», erinnert sich Piesbergen. Sie sei nervös gewesen und hätte Respekt vor dem ersten Flug in Eigenregie gehabt. Doch Angst sei ein schlechter Berater: «Sonst wäre ich gar nicht erst zum Soloflug angetreten.»
Die Ski-Profis an den Lauberhornrennen machen ähnliche Erfahrungen: Das erste Mal am Hundschopf abzuheben braucht eine gehörige Portion Mut. Wer jedoch mit Angst auf den Absprung zurast, zu langsam ist und kein Vertrauen in sein technisches Können hat, droht zu scheitern. «Der Hundschopf ist eine der schwersten Stellen, die es im gesamten alpinen Skirennsport gibt», weiss Ex-Skirennfahrer Bernhard Russi. Ein Sturz ist definitiv keine Option. Das Abheben muss genauso reibungslos ablaufen wie beim Start mit einem Flugzeug.
Ein Mega-Gefühl
Mittlerweile fliegt Piesbergen routiniert. Das muss sie als Profi. Nach etlichen Starts und Landungen ist ihre Begeisterung für das Fliegen ungebrochen: «Der Lift-Off ist ein Mega-Gefühl. Je nach Beladung oder Anzahl Passagiere hebt der Flieger immer ein bisschen anders ab. Manchmal hüpft er fast schon in die Luft.»
Mit all den Faktoren beim Start umzugehen ist ein Lernprozess. Piesbergen weiss ganz genau, was von ihr als Pilotin erwartet wird: «Wenn ich im Cockpit sitze, bin ich mir meiner Verantwortung bewusst. Ich weiss, was ich mache und bleibe ruhig. Wer permanent an die grosse Verantwortung denkt, kann sich nicht mehr darauf konzentrieren, den Job richtig zu machen.»
«Als Pilotin muss ich jederzeit bereit sein, entschlossen zu handeln.» Mentale Vorbereitung sei wichtig. Die Pilotin sieht durchaus Gemeinsamkeiten mit Skirennfahrern, auch wenn sie selbst wohl nicht auf Skis am Hundschopf abheben wollen würde.